
DLD Future Hub 2025: Impact of AI – Retrospektive eines DLD-Newbies
Der DLD Future Hub 2025 war für mich eine Premiere. Zum ersten Mal durfte ich Teil dieser besonderen Konferenz sein und es war alles andere als ein gewöhnliches Event. Unter dem Leitmotiv Impact of AI drehte sich drei Tage lang alles um Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.
In der WordPress-Welt sagen wir über die WordCamps, unsere Branchen-Konferenzen, dass ein WordCamp erst dann zu Ende ist, wenn man darüber geschrieben hat. Diese Regel adaptiere ich hier sehr gerne auch für die DLD Future Days, die weniger als 24 Stunden hinter mir liegen.

Als Newbie war ich gespannt, wie sich diese viel zitierte DLD-Welt anfühlen würde. Würde ein Neuling schnell Anschluss finden? Würde der berühmte Hallway Track wirklich so inspirierend sein, wie alle sagen?
Schon beim Ankommen im Amerikahaus in München wurde klar: Hier geht es nicht um steife Business-Formate. Stattdessen herrschte eine offene, fast familiäre Stimmung. Menschen aus Politik, Wissenschaft, Startups, Kultur und Konzernen standen zusammen beim Kaffee und diskutierten. Kein VIP-Bereich, keine unüberwindbaren Barrieren, man duzte sich und kam ins Gespräch. Kurz, aber energisch und herzlich begrüßte mich Steffi Czerny (sicherlich eher zufällig) gleich nach der Registrierung.
Das war sofort ein Aha-Moment: DLD ist nicht nur eine Bühne für Keynotes, sondern vor allem ein Ort, an dem Verbindungen entstehen. Und genau das macht es so einzigartig.
Aber was ist eigentlich eine DLD?
Wer die DLD zum ersten Mal erlebt, versteht schnell, warum sie nicht mit klassischen Konferenzen vergleichbar ist. Gegründet wurde sie 2005 von Steffi Czerny. Sie ist bis heute Herz und Seele dieser Plattform. Mit ihrem Charme und manchmal auch mit sanftem Druck bringt sie Menschen miteinander ins Gespräch. Genau das macht die DLD zu dem, was sie ist: ein lebendiges Netzwerk, das die unterschiedlichsten Köpfe zusammenführt.
Die DLD ist eine Einladungskonferenz. Sie ist kleiner als viele internationale Events und wirkt dadurch persönlicher. Networking passiert nicht nur in Panels oder Roundtables, sondern vor allem zwischen den Sessions, auf den Fluren und beim Kaffee im Foyer. Dieses Phänomen heißt Hallway Track und ist für viele mindestens so wertvoll wie die Vorträge auf der Bühne.
Über die Jahre wurde die DLD zu einer Plattform von internationaler Bedeutung. Ableger finden auch in New York, Tel Aviv oder London statt. Das Herz schlägt jedoch in München, wo sich jedes Jahr Vordenkerinnen und Vordenker aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur versammeln, um über die Zukunft zu sprechen.
Einen Eindruck der politischen Relevanz vermittelt die Eröffnungs-Keynote von Markus Söder, der Bayern als KI-Vorreiter positionierte und für mehr Mut bei Innovation warb:
Meine wichtigsten Eindrücke zu KI
Der DLD Future Hub 2025 stand ganz im Zeichen von Künstlicher Intelligenz. Kaum eine Session, in der KI nicht zumindest eine Rolle spielte. Das Thema durchzog das gesamte Programm wie ein roter Faden und spiegelte sich auch in den Gesprächen auf den Fluren wider. Was mich besonders beeindruckte: Die Vielfalt der Perspektiven. Aus Forschung, Wirtschaft, Politik und Kultur kamen Impulse zusammen, die ein vielschichtiges Bild ergaben.
Ein Höhepunkt war für mich der Beitrag von Mark Read. Als CEO von WPP hat er einen klaren Blick darauf, wie KI in der Kreativbranche wirkt. Seine Botschaft war eindeutig: KI kann Prozesse beschleunigen und Inspiration liefern, aber sie ersetzt nicht den menschlichen Funken. Kreativität entsteht im Zusammenspiel von Erfahrungen, Emotionen und Kontext. Für mich als jemand, der seit Jahren an der Schnittstelle von Technologie und Kommunikation arbeitet, war das eine wichtige Bestätigung: KI ist ein Werkzeug, kein Kreativgenie. Nun sind die Prozesse eines 100.000 Personen starken Agentur-Konzerns schwer auf eine kleine, agile 5-Personen Werbeagentur aus München zu übertragen, nichtsdesotrotz hat der Talk wertvolle Inspiration geboten.
Einen ganz anderen Akzent setzte Björn Ommer, einer der Köpfe hinter Stable Diffusion. Er sprach über den Weg von der Informations- zur Wissensgesellschaft. Seine These: KI wird uns helfen, Wissen besser zugänglich zu machen und Verbindungen zwischen Informationen zu schaffen, die wir bisher nicht erkennen konnten.
Stable Diffusion hat für mich persönlich eine besondere Bedeutung. Über viele Jahre habe ich die Entwicklung im Bereich KI aufmerksam verfolgt, aber ohne selbst aktiv einzusteigen. Erst der Release im Sommer 2022 war für mich der Auslöser, mich intensiv mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Seitdem bin ich eng mit der Dreambooth-Szene verbunden. Berühmte Teilnehmer dieser Community sind zum Beispiel die YouTuber von Corridor Digital oder der frühere YouTuber und heutige Regisseur Joe Penna. In diesem Kontext war Ommers Vortrag für mich ein ganz besonderer Moment, fast wie ein Schließen des Kreises.
Douglas Rushkoff wiederum betonte in seinem Talk, dass KI uns nicht entmenschlichen dürfe. Im Gegenteil, sie sollte genutzt werden, um unsere Resilienz zu stärken und die Menschlichkeit hervorzuheben. Auch wenn sein Vortrag nicht zu meinen persönlichen Favoriten gehörte, war er doch ein wichtiger Baustein im Gesamtbild. Aber auch dies betont den Wert der DLD.
Während andere Fachkonferenzen schnell zur Echo Chamber werden, wird auf der DLD das Prinzip Dissens gefordert und gefördert. Unreflektierte Zustimmung gibt es nicht, mindestens ein brutaler Seitenhieb von DLD-Chairman Yossi Vardi ist immer dabei und stets willkommen. Und auch hier wieder ein Kreisschluss: Vardi war einer der Initiatoren des Instant Messenger ICQ. Darauf angesprochen erwiderte er in klassischer Manier, dass er ICQ zuerst für eine richtig dumme Idee gehalten hat. Zum Glück hat er sich von den anderen Initiatoren umstimmen lassen. Denn für mein Sozialleben am Ende der 90er Jahre war ICQ unerlässlich! (Danke, Yossi!)
Was sich in diesen Vorträgen zeigte, zog sich durch viele Sessions: KI ist kein isoliertes Thema. Sie ist längst Teil unseres Alltags und verändert, wie wir arbeiten, kommunizieren, gestalten und sogar Kultur schaffen. Für mich wurde zu den DLD Future Days 2025 in München deutlich, dass die eigentliche Herausforderung nicht in der Technologie selbst liegt, sondern darin, wie wir sie in unsere Gesellschaft einbetten.
Kommunikation und Kultur rund um KI
Neben den technischen und wirtschaftlichen Perspektiven hat mich ein Themenstrang besonders fasziniert: die Rolle von Sprache, Kommunikation und Kultur im Umgang mit KI. Denn am Ende entscheidet nicht allein die Leistungsfähigkeit von Algorithmen über Akzeptanz und Wirkung, sondern auch, wie wir über diese Technologien sprechen.
Ein herausragendes Beispiel dafür war der Vortrag von Terry Szuplat, einem der ehemaligen Redenschreiber von Barack Obama. Er warnte eindringlich davor, KI einfach zum Erstellen von Reden und Texten zu nutzen. Seine Botschaft war klar: Authentizität darf nicht verloren gehen. Eine Rede sei immer auch Ausdruck von Persönlichkeit, Haltung und Kontext, Dinge, die keine Maschine glaubwürdig ersetzen könne. Für mich war dieser Vortrag einer der stärksten Momente, weil er die Essenz von Kommunikation in Zeiten von KI auf den Punkt brachte.
Ein weiterer bemerkenswerter Beitrag kam von Nils Giese aus dem Hause Edelman, der den „AI-Lefanten“ ins Spiel brachte. Seine Analyse war präzise: Unternehmen setzen KI oft schon in ihrer Infrastruktur ein, doch im „Trust Set“ fehlt noch etwas. Was dabei am meisten vernachlässigt wird, ist der emotionale Quotient (EQ). KI ist intelligent, technisch leistungsfähig und unfassbar schnell. Aber ohne Empathie, ohne menschliche Nähe und Vertrauen bleibt sie für viele Menschen abstrakt oder sogar bedrohlich. Genau hier setzt Kommunikation an: Sie muss Brücken schlagen, Emotionen wecken und Vertrauen schaffen. Europa Bendig begleitete ihn in diesem Gespräch und brachte die menschlich-kulturelle Dimension ein. Gemeinsam machten sie deutlich, dass Akzeptanz nicht allein durch Technologie entsteht, sondern durch Kultur und die Fähigkeit, Menschen mitzunehmen.
Gerade diese Mischung aus ernsthaften, mahnenden Stimmen und spielerischen, kulturellen Zugängen macht den Reiz der DLD aus. Sie schafft Raum für unterschiedliche Ansätze und Perspektiven, die zusammen ein breiteres Bild ergeben. Es wird nicht nur über Technik gesprochen, sondern über die Art und Weise, wie Technik unser Miteinander verändert.
Persönliche Highlights als Newbie
Neben den offiziellen Programmpunkten waren es für mich vor allem die zufälligen Begegnungen, die den DLD Future Hub so besonders gemacht haben. Schon am ersten Tag wurde mir klar, dass das eigentliche Herzstück der Konferenz im sogenannten Hallway Track schlägt. Zwischen Kaffeemaschine, Foyer und Garten entstanden Gespräche, die in dieser Konstellation wohl nur auf der DLD möglich sind.
Ich habe mit Studierenden über ihre Zukunftspläne gesprochen, mit Unternehmerinnen über die Herausforderungen von KI im Mittelstand und mit Wissenschaftlern über die gesellschaftlichen Folgen neuer Technologien. Diese Vielfalt an Perspektiven hat nicht nur inspiriert, sondern auch gezeigt, dass DLD weit mehr ist als eine klassische Fachkonferenz.
Was mich besonders beeindruckt hat, war die Offenheit der Speaker. Es gab keine unüberwindbaren Barrieren, keine Distanz. Man kam ins Gespräch (oder wurde von Steffi dazu gezwungen), ob mit Politikern, Kreativen oder Gründern. Dieser direkte Austausch auf Augenhöhe hat der Veranstaltung eine fast familiäre Atmosphäre verliehen.
Für mich war genau das die größte Überraschung: DLD ist nicht nur eine Bühne für Keynotes, sondern eine Plattform, die Dialog und Begegnung aktiv fördert. Und für einen Newbie wie mich war das ein Erlebnis, das nachhaltig nachwirkt.
Drei zentrale Learnings
Nach drei intensiven Tagen auf dem DLD Future Hub 2025 nehme ich drei zentrale Erkenntnisse mit, die für mich weit über das Event hinausreichen.
KI ist allgegenwärtig
Die Diskussionen haben gezeigt, dass KI längst in allen Lebensbereichen angekommen ist. Sie beeinflusst kreative Prozesse ebenso wie politische Strategien, wissenschaftliche Forschung und wirtschaftliche Entscheidungen. Wer noch glaubt, KI sei ein Nischenthema für Spezialisten, verpasst die Realität.
Interdisziplinarität ist entscheidend
Der wahre Wert der DLD liegt im Zusammenspiel der Disziplinen. Wenn Wissenschaftlerinnen mit Politikerinnen, Gründer mit Künstlern und Manager mit Aktivistinnen diskutieren, entstehen Ideen, die in keinem Fachzirkel allein hätten entwickelt werden können. Diese Vernetzung ist nicht nur inspirierend, sie ist notwendig, um die komplexen Fragen rund um KI wirklich anzugehen.
Kultur und Kommunikation machen Technologie anschlussfähig
KI wird nur dann ihr volles Potenzial entfalten, wenn sie in eine Kultur eingebettet ist, die Vertrauen schafft und Teilhabe ermöglicht. Sprache, Metaphern und Storytelling sind dabei keine Nebensache, sondern zentrale Faktoren. Wer Menschen mitnehmen will, muss die Technologie verständlich und relevant machen.
Diese drei Learnings prägen nicht nur meinen Blick auf KI, sondern auch auf die Rolle, die wir als kleine, agile Agentur in München spielen können. Denn gerade im Spannungsfeld von Technologie, Kommunikation und Kultur liegt unsere Stärke.
DLD Future Hub 2025: Vom Hallway Track ins Netzwerk
Der DLD Future Hub 2025 war für mich mehr als nur eine Konferenz. Er war ein Erlebnis, das Technologie, Kultur und Gemeinschaft auf einzigartige Weise miteinander verknüpft hat. Als Newbie durfte ich die berühmte DLD Atmosphäre zum ersten Mal spüren und kann den Hype nun bestens nachvollziehen.
Es waren nicht nur die Keynotes und Panels, die inspiriert haben, sondern vor allem die Offenheit der Menschen. Von zufälligen Gesprächen im Hallway Track bis hin zu Begegnungen mit einigen der prägendsten Stimmen unserer Zeit hat die DLD mir gezeigt, wie viel Energie entsteht, wenn Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammenkommen, um über Zukunftsthemen zu sprechen.
Mein persönliches Fazit: KI ist nicht nur eine technologische Herausforderung, sondern vor allem eine kulturelle. Genau deshalb ist es so wertvoll, dass es Orte wie die DLD gibt, an denen diese Debatte in all ihrer Breite geführt wird.
Damit ist meine Zeit als Newbie beendet. Das macht mich eigentlich ein wenig traurig, denn allem Neuen wohnt ein gewisser Zauber inne. Ich werde die DLD nie wieder zum ersten Mal erleben, aber ich hoffe trotzdem noch ganz oft dabei sein zu dürfen.
Übrigens, für alle, die es noch nicht wissen: Alle Vorträge gibt es auch auf YouTube auf dem Kanal DLDconference. Damit lassen sich viele der hier beschriebenen Eindrücke direkt nacherleben. (Aber das sollte durch die Embeds oben eigentlich ohnehin klar geworden sein. Duh!)
Liebe DLD Community, Danke für dieses Erlebnis! Wir sind nicht connected? Dann lass uns das nachholen: