Die Medien-Bubble ist am Kochen! Seit ein paar Tagen verbreitet sich die App “Clubhouse” gefühlt viraler als Covid-19 und verspricht das “Next big Thing” zu sein.
Was ist “Clubhouse”
Einfach gesagt ist das Netzwerk ein glorifizierter Discord oder Teamspeak Server. Nutzer können “Räume” erstellen, in welchen dann Moderatoren bestimmten Nutzern Rechte zum Sprechen geben kann. Wer keine Sprech-Rechte hat gehört einfach nur zu den Zuhörenden und kann seine virtuelle Hand heben, wenn man etwas zum Thema des Raumes beitragen möchte.
Auf Basis der ersten paar Stunden in der App fühlt sich das Netzwerk im Grunde wie ein “Mitmach-Radio” an. Für die Sendungen werden Räume geschaffen und Moderatoren führen durch ein (meistens) definiertes Thema.
Das neue Google+
Thematisch leidet das Netzwerk derzeit unter dem selben Phänomen welches bei Google+ zu beobachten war: Die Räume werden derzeit dominiert von Coaches, Unternehmern und Influencern. Entsprechend ist auch die thematische Ausrichtung derzeit eher fokussiert auf entsprechende Themen.
Aktuell erfolgreiche Räume nennen sich “Daily Habits of High Performers” oder “Breakfast w/ Champions – The Millionaire Breakfast Club”. Es geht also vorerst primär um Self-Improvement, Meta-Themen und über Clubhouse. Die spannenden Diskussionen sind die, in denen Netzwerk-Nutzer über das Netzwerk reden.
Sync vs. Async
Kurz zur Erklärung was ich mit den Begriffen in diesem Kontext meine: Synchrone Kommunikation zwingt alle Teilnehmer zum gleichzeitigen Austausch. Asynchrone Kommunikation erlaubt es, dass Teilnehmer reagieren und antworten, wenn es ihnen zeitlich passt.
“Clubhouse” ist ein synchrones Netzwerk. Wenn ich antworten möchte, dann muss ich das in dem Moment der Fragestellung tun. Um zu partizipieren müssen einige Rahmenbedingungen stimmen: Die Umgebung muss halbwegs ruhig sein, man darf keinen stören beim Reden und auch das eigene Mikrofon sollte verständlichen Ton produzieren.
Ein Anwendungs-Beispiel aus meinem Alltag ist die Zeit, in der ich meine Kinder ins Bett bringe. Während die Beiden in das Traumland gleiten kann ich in Ruhe auf Twitter kommunizieren. Clubhouse würde in diesem Szenario nicht funktionieren.
Durch die synchrone Natur des Netzwerkes ergibt sich also eine relativ hohe Schwelle zur Partizipation. Gleiches gilt für die Barrierefreiheit eines Audio-Only Netzwerkes.
Braucht man jetzt einen “Clubhouse” Account?
Ich glaube die generelle Antwort ist nein. Persönlich halte ich es aufgrund der genannten Hürden für eher fraglich, ob “Clubhouse” zum nächsten großen Ding wird.
Der kritische Moment wird, wenn die Themen auf der Plattform in den Hobby-Bereich kippen. Das würde implizieren, dass die Nutzer über Berater, Professionals und First Mover hinaus gehen.
Wenn man auf Basis seines Berufes also nicht gezwungen ist einen entsprechenden Wissensvorsprung zu haben kann man hier meiner Meinung nach also eher gemütlich an das Thema “Clubhouse” ran gehen.