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Der langsame Tod von kostenlosen WordPress Themes?

Das Thema der Zukunft für Themes beherrscht derzeit die deutsche und internationale WordPress Community. Und die Diskussion wird mit viel Leidenschaft und einer großen Menge an Pessimismus geführt.

Und während gerade die Entwicklung von Open Source Projekten notorisch schwer vorherzusagen ist glaube ich daran, dass das in der Überschrift genannte Szenario durchaus Realität werden könnte: Kostenlose Themes werden größtenteils von WordPress.org verschwinden.

Unsere Erfahrungen im Theme-Markt

Als Geschäftsführer der Agentur Luehrsen // Heinrich beschäftigt mich das Thema WordPress-Themes nahezu jeden Tag. Denn eines unserer Hauptgeschäftsfelder ist es WordPress Systeme (und damit meistens auch Themes) für Kunden wie brands4friends, bofrost* oder Munich Startup zu bauen.

Wir haben sogar den Schritt gewagt noch in der Beta von Gutenberg erste Kundenprojekte mit block-based Themes umzusetzen. Unsere Freunde bei Mimimi Games sind das Risiko mit uns eingegangen.

Und um uns ein vollständiges Bild vom Theme-Markt bilden zu können haben wir auch den Theme-Review-Prozess durchlebt, um ein wenig erfolgreiches Theme im WordPress.org Repository zu veröffentlichen.

Ich kann daher sagen, dass unsere Erfahrungen mit dem Theme-Markt wenig optimistisch sind.

Themes werden sterben

@nullbytes in gefühlt jedem zweiten “WP Sofa”-Podcast

Das ist durchaus ein valider Gedanke. Neue, erfolgreiche und kostenlose Themes im WordPress.org Repository zu veröffentlichen ist derzeit nahezu unmöglich. Eine Reihe von Gründen hat Torsten Landsiedel in seinem Blog schon aufgeführt.

Aber bevor wir zu negativ werden fangen wir doch mal bei den Theme-Märkten an, von denen ich glaube, dass es sie (unter Anderen) auch in Zukunft noch geben wird.

Enterprise-Websites

Im Enterpreise-Markt merken wir derzeit, dass der große Marktanteil von WordPress Früchte trägt. Wenn die Marketing-Abteilung für ein Projekt oder für die ganze Enterprise-Webseite ein WordPress möchte, dann wird auf Seiten der IT zwar noch mit den Augen gerollt, die üblichen Typo3-Diskussionen sind jedoch vollkommen verschwunden.

Bei den Anforderungen dieser Websites hinsichtlich Design, Performance, SEO & Datenschutz ist es dann unserer Erfahrung nach eher der Regelfall als die Ausnahme, dass hier ein Custom-Theme von einer Agentur geschrieben wird.

Wir glauben also auch in Zukunft daran, dass Enterprise-Systeme mit Custom-Themes versorgt werden müssen und setzen auch wirtschaftlich auf diese Strategie.

Boutique-Themes

Es gibt eine Reihe an kleinen Entwicklern von funktionierenden und gut gestalteten Themes, die bereits am Markt etabliert sind. Beispiele dafür sind Anbieter wie Elmastudio oder MH Themes.

Diese Anbieter haben, wenn überhaupt, nur ein begrenztes Angebot an kostenlosen Themes im Repository und verkaufen Jahreslizenzen für ihre Themes.

Durch die relativ niedrige Komplexität dieser WordPress-Themes kann man hier sehr gut “Fire and Forget”-Lösungen bauen. Die Chance, dass ein Update ein Layout kaputt macht ist verhältnismäßig gering.

Das Vertrauen zu einem lokalen Anbieter wird auch in Zukunft wichtig sein, weshalb auch diese Anbieter die aktuellen Entwicklungen überleben werden.

Hoster-Themes

Im WordPress Ökosystem sehen wir gerade den Trend hin zu den System-Variationen bei den einzelnen Hostern. Einfach nur einen Webspace bereitstellen reicht nicht mehr.

Bei den Hostern werden ganze WordPress-Instanzen vorkonfiguriert angeboten und so ergibt sich plötzlich ein Markt, in dem sich WordPress bei den verschiedenen Hostern plötzlich unterscheidet.

Das macht auch vor dem Theme-Markt nicht halt. Den prominenten Platz in der “Popular”-Liste im Repository hat das “Go”-Theme von GoDaddy wohl nicht weil es so oft bei den kostenlosen Themes auf WordPress.org ausgewählt wird, sondern weil es auf Systemen von GoDaddy vorkonfiguriert ist.

Die Hoster haben sich im Markt als einer der größten Gatekeeper für Themes etabliert. Mit einer Entscheidung bestimmen sie über Erfolg oder Misserfolg eines Themes und dominieren so die Toplisten mit eigenen Produkten.

Multipurpose-Themes

Ein Multipurpose-Theme kann alles, will alles, tut alles. Wobei hier nur von “Theme” zu reden der Realität nicht gerecht wird. In Wirklichkeit reden wir hier von einer Editor-Plugin & Theme Kombination wie bei “Astra”, “Ocean WP” und “Hello Elementor”. Ohne ihre Begleit-Plugins wären diese Themes ziemlich fad.

Der Vorteil dieser Themes ist, dass Time to Market sehr kurz ist. Ein Benutzer kann in kürzester Zeit eine fertige Webseite hin stellen.

Aber wie immer gilt die Regel: Wer alles kann, kann nix richtig. Und während die Themes tatsächlich kostenlos sind, die Editoren hinter den Themes sind es meistens nicht.

Was ist denn das Problem?

Viele WordPress Nutzer können sich noch an eine Zeit erinnern, wo man durch das Repository browsen konnte und eigentlich immer irgendein kleines, passendes Theme fand.

Einige werden sich erinnern wie einfach es früher war ein halbwegs brauchbares Theme zu bauen. Mein erstes Theme für Krautgaming habe ich 2010 in wenigen Stunden geschrieben.

Das ist heute nicht mehr möglich. Die gestiegene Komplexität in der Theme-Entwicklung und die Geschwindigkeit, in der die Komplexität aktuell steigt macht es Anfängern und kleinen Anbietern unfassbar schwer am Ball zu bleiben.

Wir haben intern geschätzt, dass ein WordPress-Theme mit allen Anforderungen des Repositories und mit den Support-Anforderungen von einem Jahr etwa 20.000€ – 25.000€ kostet, wenn man reguläre Agentur-Raten bezahlt.

So ein Investment aus dem laufenden Betrieb ohne die Erwartung der Refinanzierung heraus zu leisten ist betriebswirtschaftlicher Wahnsinn.

Es muss also irgendein Return of Invest erfolgen. Sei es durch einen Upsell, oder durch gesteigerte Sichtbarkeit im Gesamtmarkt. So wie das Repository jedoch derzeit strukturiert ist ist das nahezu ausgeschlossen.

Der Tod von kostenlosen Themes

Das Theme-Repository ist in unserer WordPress-Nutzer-Bubble schon lange nicht mehr der primäre Anlaufpunkt um Themes zu finden und auszuwählen.

Entweder bieten die Hoster eigene Themes vorausgewählt an, oder es werden Plattformen wie Themeforest genutzt um sich aktuelle Trends anzusehen.

Die geringen Erfolgsaussichten im Free-Theme-Markt gepaart mit rasant steigender Komplexität und Anforderungen resultiert für die meisten Anbieter darin, dass der Cost of Entry im Markt wenig lohnenswert erscheint.

Das Resultat ist ein erheblicher Rückgang an Vielfalt im Theme-Repository. Und daraus entsteht dann eine Spirale aus immer weniger Nutzern und immer weniger Anbietern, die zur Irrelevanz und Tod des WordPress.org Repositories führen wird.

TL;DR:

Themes an sich werden weiter existieren, in welcher Form auch immer. Wirklich kostenlose Themes werden vom Markt verschwinden. Der Theme-Markt wird von wenigen Gatekeepern beherrscht werden, bei denen man auf die Eine oder andere Weise für die Auswahl an Themes bezahlen muss. Hoher Cost of Entry für kleine und neue Anbieter im Markt wird den Einfluss der bestehenden und großen Gatekeeper zementieren.

Der Theme-Markt wird sich monopolisieren.

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6 Kommentare

  1. Danke für die Fortführung meiner Gedanken. Ich kann fast überall zustimmen. Nur hier nicht:

    Die Chance, dass ein Update ein Layout kaputt macht ist verhältnismäßig gering.

    Gerade aktuell sind zwei große Änderungen passiert, die Themes kaputt machen konnten: Zum einen die Umstellung des “comment_type”, was bei vielen Themes zu nicht angezeigten Kommentaren führte, weil sie auf einen leeren String testeten und die Umstellung der jQuery-Version. Beide Änderungen werden nicht abgefangen und können das Theme (und damit die Website) massiv kaputt machen.

    Zeitgleich warten aber viele Theme-Entwickler gerade ab und veröffentlichen keine Updates, weil unklar ist, wie sich das Ganze mit FSE entwickelt, so dass die User in die Röhre gucken.

  2. Hm… der Titel ist ein bißchen Clickbait, oder? 😉

    Nicht Themes sind tot oder werden sterben, sondern die WordPress Theme Directory, so wie sie jetzt ist.
    Und das ist gut so.

    1. Was? Clickbait? Ich! Niemals! 😀

      Aber im Ernst: Ich meine das durchaus ernst. Denn bei den verbleibenden kostenlosen Themes außerhalb des Repositories wird man immer zahlen müssen. Im Zweifel mit seinen Daten oder mit der Tatsache, dass man schon Kunde ist. Da sind die Themes dann genau so kostenlos wie Facebook kostenlos ist.

  3. @Stefan Kremer Auch Astra ist von der von Torsten genannten comment_type Änderung betroffen, da es nur zwischen pingback/trackback und dem ganzen Rest unterscheidet und so jeglichen zukünftigen neuen comment Type falsch darstellen wird…

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